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Die Kunst, unvorbereitet zu sein

01.05.2022

Es gab einmal eine Zeit in meinem Leben, in der ich mich stundenlang und mit äußerster Präzision auf Podcast-Interviews vorbereitete. Bei einer Podcast-Gästin nahm ich vor dem Interview sogar an einem 4-teiligen Seminar mit jeweils zwei Stunden teil. Heute gehe ich sehr unvorbereitet in die Gespräche. Aber warum ist das so?

 

 

Zeit ist die Ressource, die am gerechtesten verteilt ist. Jede Person hat 24 Stunden pro Tag zur Verfügung. Was die jeweilige Person damit macht, obliegt ihr selbst und da komme ich schon zum Punkt: Zeit ist ein limitierender Faktor. Es gelang mir einfach nicht, dass ich weiterhin so viel Zeit in Vorbereitungen stecke, also ließ ich es einfach bleiben. 

 

Ich bereitete mich nur noch 10 - 15 Minuten auf ein Gespräch vor. Dabei überflog ich die News, Instagram-Channel und die Webseite. Das wars. Allerdings war es gar nicht so einfach, wie es klingt. Man kann es mit dem Gefühl beschreiben, wenn man unvorbereitet zu einer Prüfung antritt. Man ist nervös und denkt sich: Hätte ich doch mehr gelernt.

 

Doch durch die angehende Nervosität wurde mir eines bewusst: Es sind nur Menschen! Schlussendlich führte ich jedes Gespräch so, wie ich es wollte. Ich fragte mich nicht mehr, was mein Publikum interessieren könnte. Ab dem Zeitpunkt der unvorbereiteten Gespräche fragte ich die Personen Dinge, die mich interessierten und faszinierten, ohne dass ich dabei an das Publikum dachte. 

 

Darüber hinaus erlangte ich eine weitere Erkenntnis: Wenn man zu viel über eine Person weiß, führt man das Gespräch mit einer gewissen Erwartungshaltung und steckt die Person in einen Rahmen des Gelesenen. Eine ungute Tatsache, wie ich finde, da über Pressemitteilungen, Artikeln und weitere Medien sehr schnell ein Vorurteil (im positiven Sinne) entsteht und man auf eine gewisse Richtung hindrängt.

 

Ohne Vorbereitung gibt es auch keine Vorurteile. Ich gehe in das Gespräch und stelle die Einstiegsfrage, die mir kurz vor dem Gespräch in den Sinn kommt. Das Ergebnis: Echte und authentische Gespräche, die eine Neudefinition des Wortes „Unternehmer:in“ und „Erfolg“ hervorruft.

Rober Pacher