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Die Sprache der Millionäre

03.04.2022

Ich war schon vor den anderen auf, vor der Sonne, vor meinen Freunden, vor meinem ehemaligen Ich. Ich stand schlaftrunken um 03:00 Uhr am Morgen auf, duschte schnell, trank einen Kaffee, bereitete mir ein schnelles Frühstück bestehend aus Topfen und Haferflocken zu und fuhr mit extremer Müdigkeit in mein Büro nach Wattens.

Es fuhren keine Autos, kein Mensch war zu sehen und auch keine Vögel zwitscherten. Ich war ganz alleine. Alleine, auf meinen Weg zum „Erfolg“. Den Erfolg, den ich mir sehnlichst wünschte, aus dem Mangel heraus, endlich etwas zu bedeuten und es anderen zu beweisen.

Was blieb mir auch schon anders übrig, als es anderen zu beweisen? Ich meine, ich war Verkäufer, brachte mir autodidaktisch Grafikdesign bei, kündigte schließlich und wurde während dieser Zeit von meiner damaligen Freundin verlassen. In mir wuchs der Wunsch, es einfach allen zu beweisen. Meinen Zweiflern, Kritikern, Freunden, meiner Familie, meinem Umfeld, meiner Vergangenheit.

Meine jugendhafte Naivität und meine extrinsische Motivation trugen dazu bei, zu meinen, dass ich alles verstanden habe. Ein Beispiel gefällig? Ich las einen Blog mit dem Titel “Erfolgreiche Menschen stehen um 05:00 Uhr auf“. Mein Gedanke dabei war: Wenn erfolgreiche Menschen um 05:00 Uhr aufstehen, dann stehe ich um 03:00 Uhr. Dann bin ich bestimmt erfolgreicher als die Erfolgreichen. Ich lag vollkommen richtig mit der Aussage, vorausgesetzt, dass Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Fokusverlust als Erfolg verbucht werden können.

 

Meine frühere Denkweise

Retrospektiv würde ich sagen: Ich hatte kein Problem damit, mit dem Kopf durch die Wand zu laufen. Das Problem war nur, dass die Wand ziemlich dick war. Kein Wunder, denn meine Sichtweise war ziemlich eingeschränkt und wenn ich heute eines meiner alten Journalbücher aufschlage, muss ich wirklich schmunzeln.

Hätte man mich vor 5 oder 4 Jahren gefragt: Geld oder Liebe? Wäre meine Antwort gewesen: Die Liebe zum Geld! Ein weiter Glaubenssatz von mir war: Erfolg benötigt man so sehr, wie die Luft zum Atmen! Verwunderlicher als diese Sätze, ist die Tatsache, dass ich einige Freunde während dieser Zeit kennenlernen durfte, die mir bis heute treu blieben. (Vielleicht sahen sie ein Projekt in mir oder waren interessiert daran, wie weit man mit solch einer Einstellung kommt.)

 

little talks - Die Sprache der Millionäre

 

 

Als ich 2019 endlich den Mut fand, mein eigenes Podcast-Format zu starten, änderte sich alles in meinem Leben. Meine Glaubenssätze und meine Bewertungen stellte ich immer mehr infrage und lösten sich schließlich auf. Warum? Ganz einfach: Ich lernte die Sprache der Millionäre kennen!

Vielleicht erscheint es für Dich paradox, wenn ich sage, Millionär:innen sprechen anders, aber es ist wirklich so und dabei geht es nicht nur um die Aussprache, sondern auch um die Körpersprache und die innere Einstellung! Wie soll ich sagen, in über 120 Folgen hat man wirklich lange Zeit, Menschen zu studieren und Fragen zu stellen, die einen selbst interessieren.

 

 

Ich sprach mit Grafen, Familienunternehmer:innen, Erb:innen, Multiunternehmer:innen, Self-Made-Millionär:innen, Investor:innen, Geschäftsführer:innen, Manager:innen und Visionär:innen. Obwohl all diese Menschen komplett unterschiedlich sind, haben sie doch vieles gemeinsam.

 

Problem oder Aufgabe?

All diese Menschen sahen in einem Problem eine AUFGABE und dabei wussten sie, dass sie die GABE besitzen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Sie hatten ein natürliches Selbstverständnis gegenüber dem Bewältigen der aktuellen Herausforderungen, da sie wussten, dass sie in dem Lösen stetig wachsen. Schlussendlich geht es nicht darum, was geschieht, sondern wie man darauf reagiert.

 

Es ist bereits geschehen

All diese Menschen sprachen ihre Visionen und Träume an, als seien sie bereits Realität. Auch hier besaßen sie das Selbstverständnis, ihre Visionen real werden zu lassen und sie niemals infrage zu stellen.

 

Was weiß ich schon?

Vielleicht klingt es ein wenig provokant, wenn ich sage, all diese Menschen wussten, dass sie nichts wussten! Sie unterdrücken in keinen Moment ihre Neugierde, da sie wissen, dass sie immer etwas lernen können. Die Klugen lernen aus allem und von jedem, die Normale aus den eigenen Erfahrungen und die Einfältigen wissen alles besser.

 

Vermächtnis, Werk und Leidenschaft

Meine Gäst:innen lieben, was sie tun. Gerade diese Woche erhielt ich noch eine kleine Führung durch das Museum von Riedel. Maximilian Riedel sprach mit voller Leidenschaft über das Unternehmen und über das Thema Glas. Ein stetiges Lächeln machte sich breit und als wir uns Richtung Ausgang bewegten, sagte er: Was für ein herrlicher Tag! Schwer vorstellbar, dass sich diese Aussage auf das Wetter bezog. Für mich war es ganz eindeutig, dass Maximilian jeden Tag zu schätzen weiß, da er in Generationen denkt (immerhin bekleidet er die 11. Generation von Riedel Glas) und liebt, was er tut.

 

Wertschätzung und Respekt

All meine Gäst:innen begegneten mir auf Augenhöhe und mit einem Übermaß an Respekt und Wertschätzung. Obwohl es meine Aufgabe ist und war, meine Gäst:innen Fragen zu stellen, wurden auch mir Fragen gestellt. Christian Moser, der Geschäftsführer vom SOS-Kinderdorf, sagte im Erstgespräch zu mir: Herr Pacher, ich nehme gerne an Ihrem Podcast teil, aber bevor ich das tue, habe ich eine wichtige Frage an Sie, denn mich würde interessieren, was ist Ihr „Warum“?

 

 

Ein weiteres Beispiel für Wertschätzung und Respekt ist die Felder KG. Tamara und Alexander führten mich 1,5 Stunden durch ihre Werkshallen in Hall. Sie nahmen sich ausgiebig Zeit, mir ihre Philosophie, ihr Unternehmen und ihre Überzeugungen zu vermitteln. Auch die Wertschätzung, die sie ihren Mitarbeiter:innen entgegenbrachten, imponierte mich sehr. Ein hohes Maß an Respekt leben sie auch gegenüber ihren Kunden, denn ihr Credo lautet: Wir wachsen mit den Herausforderungen unserer Kunden! Darüber hinaus überreichten mir Tamara und Alexander ein Geschenk am Ende des Interviews.

Der gemeinsame Respekt mit meinen Gäst:innen besteht darin, dass wir die gegenseitigen Wertvorstellungen verstehen und akzeptierten. 

 

Ausdrucksweise

Das Auge sieht, was der Geist versteht. Die positive Ausdrucksweise meiner Gäst:innen war ein Genuss für meine Ohren. Ich versuche es einmal in wenig Worten zusammenzufassen: Bevor sie sprachen, dachten sie. Bevor sie klagten, machten sie. Bevor sie hofften, glaubten sie. Bevor sie aufgaben, versuchten sie.

All meine Gäst:innen kennen die Macht der Worte. Sie achten ganz genau darauf, wie sie ihre Sätze anfangen und beenden. Es macht durchaus einen Unterschied, ob man, nicht erreicht oder knapp verfehlt, verboten ist oder erlaubt ist, Reklame oder Kundeninformation als Aussagen verwendet.

 

Körpersprache und Kleidung

Kleider machen Leute und viele unserer Gespräche basieren auf nonverbaler Kommunikation. Die Zusammenhänge, die ich zwischen meinen Gäste:innen feststellen durfte, sind: Ruhige Atmung, aufrechter Gang, ein leicht stetiges Lächeln und eine Kleidung, in der sich die Person wohlfühlt.

 

Vielen Dank!

Ich möchte einen großen Dank an all meine Gäst:innen aussprechen, die mir die Sprache der Millionäre beibrachten.

Rober Pacher